Stage d'été mit Shihan Lavorato in La-Test-de-Buch bei Arcachon/Frankreich, 23. - 26. Juli 2015

Von Ulrich Holzhäuser, Dojo Darmstadt

Traditionell findet Ende Juli der viertägige stage d'été unter der Leitung von Shihan Lavaroto, 9. Dan in La-Test-de-Buch bei Arcachon statt. La-Test-de-Buch ist eine kleine Gemeinde ca. 5 km entfernt von Arcachon. Arcachon ist direkt am Atlantik gelegen und ein weit über die Grenzen Frankreichs bekannter Urlaubsort. Die bekannteste touristische Attraktion ist sicherlich la Dune du Pilat, die mit bis zu 110 Metern Höhe größte Wanderdüne Europas.

Jean-Pierre Lavorato folgt seit mehr als 50 Jahren den Ideen "seines" Meisters Kase und ist mit inzwischen 72 Jahren sicherlich der älteste und erfahrenste Karatemeister, der die Ideen des 2004 verstorbenen Shihan Kase konsequent lehrt und vermittelt. Im Gegensatz zu vielen anderen Meistern seiner Generation bzw. seines Alters ist Shihan Lavorato immer noch imstande, Übungen und Kombinationen, die er von seinen Schülern fordert, stark und korrekt vorzumachen und ist damit ein faszinierendes Vorbild dafür, dass man Karate bis ins hohe Alter praktizieren kann.

Tag 1 - Freitag

Unsere kleine deutsch-französische Delegation (Sensei Pascal Petrella, Sensei Jean-Pierre Clemence aus Mulhouse/Frankreich, Ulrich Holzhäuser) hob nach kurzer Nacht am Freitagmorgen um 7:05 mit Easyjet Flug 1101 von Basel nach Bordeaux ab. In Bordeaux angekommen, stand zuerst auf speziellen Wunsch von Weinliebhaber Sensei Pascal ein Abstecher zu einem nördlich von Bordeaux gelegenen Weinkeller Chateau Beau-Sejour-Becout auf dem Programm. Nach Besichtigung, Weinprobe und ausgiebigen Einkauf der lokalen Produkte ging es weiter Richtung Süden nach La-Test-de-Buch.

Zur Übernachtung in la La-Test-de-Buch gab es einfache Bungalows "à la Jugendherberge" mit Selbstversorgung, die je nach Buchungssituation von mehreren Karate Gruppen belegt wurden.

Übernachtungshütten auf dem Sportgelände in La Test de Buche

Ulli und Jean-Pierre beim orginal französischen Frühstück
- Baguette, Fromage, Salami, Vin Rouge

Nach dem Check-In war es höchste Zeit für "Déjeuner française", welches wir intensiv inklusive dem einen oder anderen Glas Vin Rouge genossen. Nach einer ausgiebigen Siesta ging es in die für uns erste Einheit von 19:00-21:00. Nach einem ausführlichen Aufwärmtraining führte uns Shihan Lavorato durch eine längere und anspruchsvolle Kombination, welche viele der Ideen von Shihan Kase widerspiegelte. Geübt wurden zuerst Einzelkombinationen, danach wurde alles wieder zusammengesetzt um schließlich die verschiedenen Kombinationen mit Partner umzusetzen. Gemeinsam mit den anderen Teilnehmern ließen wir den Abend in einem Restaurant bei "Buffet de la Mer" und dem einen oder anderen Vin Rouge stilgerecht ausklingen.

Gruppenbild

Ulli Holzhäuser, Pascal Petrella, Jean-Pierre Lavorato
und Jean-Pierre Clemence aus Mulhouse

Gemeinsames Mittagessen

Tag 2 - Samstag

Nach einem kurzen Frühstück stand das nächste Training von 9:00-12:00 an. Nach einem intensiven Aufwärmtraining ging es gleich darauf mit verschiedenen Kase-Ha Kombinationen direkt am Partner los. Die geübten Kombinationen beinhalteten z.B. Tai-Sabaki, "closed hands" bzw. "open hands" Techniken, Ausführung der Techniken aus verschiedenen Distanzen (O-Waza, Chu-Waza, Ko-Waza). Sie wiederspiegelten sehr eindrucksvoll die Ideen von Shihan Kase. Nach knapp zwei Stunden und einer kurzen Pause ging es weiter mit Kata Bunkai. Ohne die Kata üben zu lassen, ging Shihan Lavorato direkt auf die Anwendungsmöglichkeiten der Kata Kanku-Sho ein. Geschafft vom Training war dann auch unbedingt eine Stärkung in Form eines weiteren "Déjeuner française" notwendig, welches ausgiebig gemeinsam mit weiteren Teilnehmern inklusive spontaner musikalischer Unterhaltung zelebriert wurde. Nach einer weiteren ausgiebigen Siesta ließen wir auch den zweiten Abend wieder gemeinsam mit Lehrgangsteilnehmern bei der einen oder anderen Flasche Vin Rouge und "Buffet de la Mer" ausklingen.

Jocelyn von Rouen Sensei Pascal und Matthieu Kan
von Toulouse beim beim Text-Suchen

Auch Sensei Jean-Pierre Lavorato hat mitgesungen

Tag 3 - Sonntag

Auch am Sonntag waren von 9:00 bis 12:00 drei Stunden Training angekündigt. Nach dem üblichen ausgiebigen Aufwärmtraining kündigte Shihan Lavorato das Programm an: "Jion Bunkai à la Lavorato". Shihan nutzte den gesamten Vormittag, um uns Sequenz um Sequenz ein z.T. sehr freies aber sehr effektives Bunkai der Kata Jion zu präsentieren. Wir, die Teilnehmer, hatten dabei genug Gelegenheit, die einzelnen Sequenzen mit Partner umzusetzen. Um den Kreis zu schließen, ließ uns Shihan Lavorato zum Ende des Trainings noch einige Male die traditionelle Form der Kata laufen, bevor es dann "Yame! Fin du Training" hieß. Nach dem Check-Out war noch Zeit für einen Strandbesuch in Arcachon und einem gemäßigten Déjeuner mit Blick aufs Meer. Gegen 17:00 Uhr mussten wir uns leider wieder auf den Rückweg nach Bordeaux machen, um unseren Rückflug nach Basel nicht zu verpassen, wo wir gegen 22:45 Uhr sicher landeten.

Senseis Jean-Pierre Clemence und Pascal Petrella
am Strand von Arcachon

Jean-Pierre Clemence mit Ulli Holzhäuser

Pascal rettet den Baum vor dem Umfallen

Fazit: Ein körperlich und geistig sehr anstrengendes Wochenende ging viel zu schnell zu Ende. Shihan Lavorato's Training war sehr anspruchsvoll, jemand der sich noch nie mit Kase-Ha befasst hat, wäre vermutlich sehr schnell überfordert gewesen. Für Farbgurte wäre es wohl auch sehr frustrierend gewesen. Die Gruppe bestand deshalb auch fast nur aus erfahrenen Schwarzgurten. Das "Rahmenprogramm" hat viel Spaß gemacht! Der einzige Wermutstropfen: Arcachon und die französische Atlantikküste hat touristisch sehr viel zu bieten. Leider war dazu keine Zeit. Vielleicht klappt es ja nächstes Jahr mit Anschlussurlaub.


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