Trainer & Prüfer LG in Rudolstadt mit Sensei Pascal Petrella, 23. - 24. Februar 2008

von Matthias Hoffmann

Dieses Wochenende, von dem ich euch gerne erzählen möchte, sollte im Rahmen der Fortbildung stehen. Nicht bloß Karate-Lerntechnisch sondern, eine tolle Sache, Karate-Lehrtechnisch. Shotokan-Ryu Kase-Ha Karate-Do Deutschland hielt nämlich an diesem Wochenende einen Fortbildungs-Lehrgang für Trainer des KSKD ab. Willkommen waren Trainer jeder Graduierung aus Dojos des KSKD und gekommen waren auch eine ganze Menge, bloß einer fehlte leider. Doch alles der Reihe nach.

Nachdem wir uns am Freitag den 22.02.08 in Müllheim getroffen und alle Teilnehmer aus der Umgebung eingesammelt hatten, ging es für uns an eine lange Anreise die uns 6 Stunden später, das Tageslicht war mittlerweile verblasst und hatte einer rabenschwarzen Nacht Platz gemacht, nach Rudolstadt führte. Nur wenig später, wir hatten unsere Habseligkeiten in den Zimmern unseres Hotels verstaut, trafen wir uns um einen gewaltigen, kaum eine Minute dauernden Fußmarsch zum Italiener um die Ecke auf uns zu nehmen, bei dem wir an diesem Abend ausgesprochen gut speisten. Der Abend zog sich, gemütlich und angenehm, eine Weile hin, doch noch vor 12 Uhr begaben wir uns alle zur Ruhe. Und in Vorfreude auf den lehrreichen Lehrgang schliefen doch die meisten (ich glaube abgesehen von Meli und Sandra) ganz gut.

Der nächste Morgen kam, und um 7:30 Uhr traf sich unsere Gruppe um das Frühstück einzunehmen. Bei dieser Gelegenheit konnten wir auch ein paar neugierig überraschte Blicke auf Nico, der an diesem Tag unser Trainer hätte sein sollen, werfen, der einem Häufchen Elend gleich neben Pascal saß, und schwer erkältet war. Zur Ehrenrettung muss ich aber hinzufügen, dass Nico sich keineswegs hängen, ließ... er bekam bloß kaum ein Wort heraus. Der Trainerfortbildungslehrgang, das wurde dann tuschelnder Weise am Tisch klar, konnte also in dieser Form nicht statt finden und die ersten dachten schon ans heim fahren als Pascal verkündete, er würde das Training übernehmen und, in Ermangelung von Nicos Fachwissen, etwas anderes machen. Dieses "etwas anderes" blieb dann Objekt der Spekulationen bis das Training tatsächlich anfing, aber ich für meinen Teil zitterte innerlich schon vor dem, was uns erwartete.

Doch ich wurde (angenehm) überrascht. Statt Powertraining und scharfes Kumitetraining hatte Pascal aus dem Stehgreif aus dem Trainerfortbildungslehrgang einen Trainer & Prüferlehrgang gemacht in dem er nun in zuerst drei, dann zwei Stunden, mit zwei Stunden Mittagspause, das Basiswissen unseres Karatestils vor uns ausbreitete und in Detailarbeit und unter Mitwirkung beinahe jedes Teilnehmers, die häufigsten Fehler und ihre Korrektur demonstrierte. Man könnte an dieser Stelle annehmen, dass wir bei diesem Training als Trainierende nicht auf unsere Kosten gekommen wären, doch ich kann versichern, dass dem nicht so war und wir viele Kalorien bei den Versuchen verbrannten, Sensei Pascals Anweisungen folge zu leisten.

Sensei Pascal prüft die Bauchatmung bei Gerhard

Torsten prüft die Bauchspannung bei Sandra und Paolo

Sensei Pascal erklärt wie man
ein gutes Gefühl für die Außenspannung bekommt

James und Bernd bei der Stabilitätsübung

Um einen kurzen Abriss der angesprochen Themen zu geben, bediene ich mir einfach mal einer platten Aufzählung: Atmung (im Stehen mit und ohne Partner, im Sitzen und Liegen), Stand (besonders wäre dabei die Außenspannung und das Ausdrehen der Gelenke zu nennen) in Zenkutsu-Dachi, Kiba-Dachi, Kokutsu-Dachi und Fudo-Dachi mit Partner, der die Standfestigkeit durch Ziehen und Schieben prüfen sollte, Bewegung aus Zenkutsu-Dachi und später Kokutsu-Dachi ohne "Telefonieren" und das korrekte Umsetzen der Füße sowie Anpressdruck des hinteren Beines bei Ausführung der Technik, Basistechniken (Oi-Zuki, Age-Uke, Shuto-Uke und Mae-Geri) unter Berücksichtigung der vorangegangenen Übungen und das war erst die erste Trainingseinheit. Das Training wurde schließlich mit Kihon Ippon Kumite abgeschlossen.

Was müsst Ihr korrigieren damit die Technik effektive ist?

Das ist die richtige Endposition für Age Uke

da kann man sich sogar dranhängen

Typischer Fehler: Bei abgedrehter Hüfte
stimmt die Distanz für den Angriff nicht

Unsere Mittagspause verbrachen wir in Erwartung dessen, was da noch kommen sollte, wobei jeder seinen eigenen Neigungen nachging, und zum Beispiel las, oder Skat spielte.

Die zweite Trainingseinheit kam und Pascal setzte sich (und uns) hier zuerst mit den Heian Katas auseinander, um uns dann die technischen Feinheiten und kurze Bunkai-Sequenzen einer höheren Kata, Sochin, näher zu bringen. Die Zeit verging schnell denn das Training war interessant und fordernd, ohne die Schmerzgrenze zu sprengen und doch spürte glaube ich, jeder seine Muskeln, als wir zwei Stunden später in den Abend entlassen wurden.

Uwe Knoth, Cheftrainer des Kyoku Rudolstadt im Kata-Training

Sensei Pascal erläutert das Bunkai der Kata Sochin

Gerhard aus Karlsruhe mit Kata-Kumite

...hier im Wurfansatz

Nach zwei harten Durchgängen: Habe fertig!

Unser Abendessen nahmen wir im "Kartoffelhaus" ein, einem sehr schönen, urig und ein wenig exzentrisch eingerichteten Restaurant. Es war ein gelungener, sehr angenehmer Ausklang des Tages und auch dieses Mal waren wir (zumindest ich :-D), relativ früh im Bett um am nächsten Tag die letzte Trainingseinheit des Wochenendes angemessen angehen zu können.

Monkuso

Gruppenbild

Anders als angekündigt nahmen wir am Sonntag aber nicht Bassai Sho durch, sondern widmeten uns zu altererst dem Rest der Heian Katas etwas ausführlicher, bevor wir in Partnerarbeit, Mae-Geri übten. Dabei hielt uns Pascal besonders zum korrekten Ziel und Fokus der Technik an und mein Bauch sollte sich noch eine Weile an diese besonders schöne halbe Stunde erinnern. Zuletzt rief und Pascal dann noch einmal zum Kumite zusammen wo wir die letzten Ambitionen, die wir bis dahin vielleicht noch gehabt hätten, im Trommelfeuer des Gohon-Kumite los werden konnten und am Ende ging, denke ich, jeder voll mit neuen Eindrücken und angenehm abgekämpft nach Hause.

Für jeden, der dabei war, war dieses Training mit Sicherheit eine Bereicherung und ein Anreiz, das Fundament seines Karate zu hinterfragen und weiter zu verstärken. Ich selbst möchte an dieser Stelle möchte ich mich für das tolle und vor allem lehrreiches Trainingswochenende bedanken.

Oss!


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